Liebe Leser
ich habe jetzt noch mal kurz vor dem Schlafengehen ins Internet geschaut. Ich habe nach einem Besuch einer Kneipe mit netten Nachbarn und einem Fläschchen Wein vor dem Fernseher mit meiner Gattin kein Lust mehr, meine gestern über Tag verfasste Mail umzuschreiben. Daher fiel mir dazu nur ein Blick in mein Bücherregal ein.
Nun der Originaltext von vor 2.900 Dow-Jones-Punkten aufwärts. Meine Mutter hat Menschen mit zu viel Energie immer mit „wildgewordenen Handfegern“ verglichen. Fiel mir spontan ein, als ich eine Liste der US-Zölle sah. Wenn China eine Waschmaschine für 200 Dollar nach den USA liefert, dann bekommt Donald Trump nun 208 weitere Dollar in seine Staatskasse. Ist das Ding aus Vietnam, sind es wenigstens noch 92 Dollar. Da werden die Käufer in seinem Land aber jubeln. Und sich schon darauf freuen, wenn er ihnen – wie versprochen – irgendwann mal weniger Steuern abknöpft.
(Quelle: NYT, 8.4.25, https://www.nytimes.com/live/2025/04/08/business/trump-tariffs-china-stock-market )
Aus ihrer Sicht der Nachteil dabei: die höheren Preise zahlen sie sofort, die Steuerermäßigung gibt es später. Vor allem aber: wer ganz wenig Steuern zahlt, für den ist der Waschmaschinenaufschlag ein dickes Ding und was er per Zoll mehr blecht, landet per Steuersenkung später bei einem Vielverdiener wie Donald Trump. Nun ja, seine konservativen Wähler im Mittleren Westen werden das wohl erst mit Verzögerung kapieren. Und seine Fans in Texas sind vielleicht verblüfft, dass eine Nebenwirkung von Donalds Politik bisher ist, dass der Ölpreis runtersegelt. Ist zwar schön an der Tankstelle, wird das Wirtschaftswachstum im südlichen Cowboystaat aber nicht gerade stärken.
(Quelle: RealClear Polling, https://www.realclearpolling.com/polls/approval/donald-trump/approval-rating und: https://www.barrons.com/articles/apple-stock-iphone-trump-83e195ce?mod=md_stockoverview_news )
Glaubt man den Meinungsforschern, hat seine Politik in den letzten Wochen nicht gerade an Beliebtheit zugenommen. Aber immer noch finden es 47,5 Prozent der Amerikaner ganz gut, was er da so treibt. Seit Mitte März gibt es allerdings erstmals mehr Unzufriedene. Mal sehen wie sich das verhält, wenn an der Waschmaschine das Preisschildchen ausgewechselt wird. Aber das kann noch ein Weilchen dauern, denn wer als Händler nicht blöde war, hat sich ein paar auf Vorrat ins Lager gestellt.
Kleiner Nachtrag noch zu meinem Zollhinweis von gestern zu Apples iPhone. Als Präsident Trump gerade erst bei einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob es sich wünsche, dass diese Edelhandys in Zukunft in den USA statt in China gefertigt würden, antwortete er unmissverständlich: „Absolut. Ich glaube, dass wir die Arbeitskräfte und die Ressourcen dazu haben.“ Dass vielleicht, aber Analyst Daniel Ives vom Broker Wedbush schätzt, dass dann ein Apple-Handy mehr als das Dreifache kosten müsste. Kein Wunder demnach, dass die Apple-Aktie seit ihren Höchstkursen vom Dezember 2024 inzwischen ein Drittel eingebüßt hat.
Themenwechsel. Können Sie sich noch an das Jahr 2022 erinnern, als alle Welt die schnelle Revolution bei Elektroautos sah? Nur eins schien dabei die elektrische Zukunft zu verbauen: das teure Lithium für die dadurch sauteuren Batterien. Bis zu 600.000 Yuan zahlte man damals am wichtigsten Markt für diesen Rohstoff, in China, für die Tonne Lithiumkarbonat. Inzwischen handelt man das Zeug fast zu einem Zehntel des damaligen Top-Preises. Und immer noch machen wie von CATL in China und Ganfeng in Argentinien neue Lithiumminen auf. So ziehen halt astronomische Preise immer auch Angebot nach sich. Und auf der anderen Seite lahmt die Nachfrage, weil alle Welt sich auf ein langsameres Wachstum oder gar Rezession einstellt.
(Quelle: TradingEconomics, https://tradingeconomics.com/commodity/lithium )
Themenwechsel. Die Statistiker haben bei ihrem letzten Zensus einiges bis auf den letzten Cent herausgefunden, was im Grundsatz jedem klar sein musste, der auch nur einen Moment darüber nachgedacht hat. Singles müssen im Schnitt pro Quadratmeter mehr Miete zahlen als größere Familien. Da kommt man schnell drauf, denn ein Bewohner braucht zum Beispiel ein Klo, zwei nicht notwendigerweise zwei WCs. Nun aber wissen Sie es exakt: ein Single zahlt für den Quadratmeter im Schnitt monatlich 7,53 Euro, der Mehrfamilienhaushalt indes nur 7,09 Euro. Die Familie kommt demnach sechs Prozent besser weg oder aber der Alleinsteher muss 6,2 Prozent mehr als der Familienvater blechen. Sind das Großstädter (über 100.000 Einwohner), wächst der Abstand noch: auf 7,7 Prozent.
(Quelle: destatis, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/04/PD25_N016_12.html )
Da haben Sie dann auch gleich einen der Treiber für die Mieten in Großstädten: 52 Prozent der Wohnungen werden dort von Singles bewohnt. In kleinen Ortschaften (unter 10.000 Einwohner) sind es nur 35 Prozent. Wer will als Single auch gerne in ein kleines Kaff? Noch ein Tipp für Immobilienfreunde: die Zahl der Singlehauhalte hat sich zwischen den beiden Zensusbefragungen von 2011 aus 2022 um ein Viertel erhöht, die Zahl der angebotenen Kleinwohnungen für diese Gruppe aber nur um 5,5 Prozent. Kein Wunder also, dass da die Mieten hoch sind. Sollten Sie bei Ihrem nächsten Hausbau oder -kauf vielleicht mit in Betracht ziehen.