Liebe Leser,
da am Wochenende im Wirtschaftsbereich nur selten etwas Gravierendes passiert, ist der Montag-Morgen ein guter Platz, sich auch mal mit langfristigen Trends zu beschäftigen. Und da habe ich heute mal einen Blick auf eine deutsche Institution geworfen, die jeder kennt, wenngleich nicht jeder wertschätzt: die Bild-Zeitung. Dabei ist das Boulevardblatt – wie fast alle Zeitungen und Zeitschriften – seit Langem auf dem Rückzug. Verkaufte der Springer-Verlag im Bestjahr 1982 fünf bis sechs Millionen Exemplare waren es im 4. Quartal 2024 einschließlich der 216.000 e-Paper nicht einmal mehr eine Million (im Quartalsdurchschnitt 989.933). Vergleicht man über die gut vier Jahrzehnte, errechnet sich ein Rückgang der Verkaufsauflage um 83 Prozent.
Nun gut, da gibt es inzwischen einen ganzen Kordon von Ablegern wie etwa seit 1986 die Auto-Bild oder 1996 die Computer-Bild und am wichtigsten seit 1956 einmal wöchentlich „Bild am Sonntag“. Aber die alte Schlagkraft, als die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands und zeitweise Europas, morgens das Thema des Tages zu setzen und auch politische Trends wesentlich mitzubestimmen, ist doch eher vorbei. Dabei hatte das Blatt nach seiner Erstausgabe an 24. Juni 1952 zunächst bis Mitte der 1960-er Jahre nur Aufschwung gekannt. Da verkaufte sie bereits täglich satt über vier Millionen Exemplare. Es folgte eine Delle – möglicherweise durch die starke Ablehnung der sogenannten „68-er“ im Zuge der Studentenunruhen – mit fast einer Million Rückgang, bevor dann der letzten Ansturm auf die Spitze 1982 folgte.
Stolz hatte das neue Blatt sein Verleger Axel Springer (1912-1985) als aus seiner Sicht „Deutschlands modernste Zeitung“ mit vielen Bildern und wenig Text, daher der Name, gestartet. Für 10 Pfennige konnte man da eine bunte Mischung aus Politik, Kultur, Stars und Sternchen erschauen. So war in der ersten Bild das größte Bild auf der Titelseite Winston Churchill (1874-1965) gewidmet.
Themenwechsel. Wenn man als Mann einen wohligen Blick in die Zukunft werfen will, braucht man nur mal in der Onlinezeitung „Watson“ lesen, was die Co-Chefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard (Jahrgang 1999), ihren Geschlechtsgenossinnen nahelegt. Die junge Dame hat ihren Bachelor-of-Arts-Studiengang 2022 mit einer Arbeit zur „Wechselwirkung von Ökonomisierung und Professionalisierung in der frühkindlichen Bildung aus einer kapitalismuskritischen Perspektive“ abgeschlossen. Im Watson-Gastbreitag befasst sie sich allerdings nicht mit kindlicher Erziehung, sondern ihrer Vorstellung von modernem Feminismus und warum sie glaubt, dass junge Frauen unbequem sein müssen. Das klingt schon im Vorspann verheißungsvoll für Partnerschaften.
(Quelle: Watson, 21.3.25, https://politik.watson.de/politik/gastbeitrag/692219729-jette-nietzard-gastbeitrag-ueber-feminismus-maenner-und-ikkimel )
Und so bleibt es auch: „Studien wie die der Bertelsmann-Stiftung und auch die kulturelle Verschiebung unter jungen Frauen zeigen, dass es eine Veränderung braucht. Und zwar strukturell. Aktuell suchen immer mehr Frauen individuelle Lösungen, indem sie Männer ausnutzen – ‚weil wir keine Liebe, sondern Scheine brauchen‘ (Shoki287).“ Und so sieht nach Jettes und ihrer Mitstreiterinnen Meinung das Zusammensein der Zukunft aus: „Auf Tiktok sprechen sie darüber, wie sie mit Männern flirten, damit der Barabend gratis ist; wie sie sich auf Dates verabreden, um nicht kochen zu müssen; wie sie im Prinzip das Patriarchat mit seinen eigenen Waffen schlagen. Ich beglückwünsche all diese Frauen ausdrücklich und würde mich immer dafür einsetzen, dieses Verhalten als aktive Umverteilung von Ressourcen, die uns aufgrund von Unterdrückung seit Jahrhunderten verweigert werden, zu verstehen.“ Flirten gegen die jahrhundertelange Unterdrückung, auf so was muss man kommen. Und ist das nicht wieder weibliche Anpassung durch die Hintertür?
Und natürlich muss man das alles im ganz großen Zusammenhang sehen: „Feministische Bewegungen gibt es schon lange, doch vielleicht ist es Zeit, in eine neue Era einzutreten. Und da haben diese Frauen auf Tiktok oder Rapperinnen wie Ikkimel einen Vorteil: Sie haben Aufmerksamkeit. Und wir leben in einer Welt, in der Aufmerksamkeit sehr viel wert ist. Es reicht nicht, die eigene Aufmerksamkeit individuell dafür zu nutzen, mittelmäßige Männer auszunehmen. Das müssen wir schon strukturell tun, um erfolgreich zu sein. Männern müssen Privilegien genommen werden. Eine neue Generation von Feminist:innen (PM: ????) hat keinen Respekt vor Männern, nur weil sie Männer sind, sondern wenn sie beweisen, dass sie einen Mehrwert für Gesellschaft und Beziehungen beitragen.“
Und natürlich darf auch ein Klassiker des aggressiven Feminismus bei Jette nicht fehlen: die Beweislastumkehr, „zum Beispiel mit einem Gesetz, das die Beweispflicht für sexuelle Übergriffe nicht den Betroffenen, sondern den Tätern überlässt“. Das habe ich immer besonders irre gefunden, denn diese Umkehr gilt dann ausschließlich beim vermeintlichen Griff an den weiblichen Hintern oder sowas. Wie man das Gegenteil, man habe still auf seinem Barhocker gesessen, beweisen soll, erklärt niemand so recht. Soll man als Kerl vermutlich „aufgrund von Unterdrückung seit Jahrhunderten“ dann wohl mit leben. Ich kann nur sagen: so ein Glück, dass ich noch eine von den altgedienten Frauen an Land gezogen habe. Aber das nimmt Jette gelassen: „Warum sollten Frauen bei Männern in Heterobeziehungen bleiben, wenn sie 30 Prozent weniger zum Orgasmus kommen?“