Liebe Leser,
ich habe Ihnen in den letzten Jahren schon öfter mal vorhergesagt: das klassische Sparbuch stirbt. Allein im letzten Jahr ging der Bestand auf diesem Lieblingsbuch meiner frühen Jugend um fast neun Prozent zurück. Und vom Höchststand aller deutschen Zeiten Mitte 1999 sind inzwischen 35 Prozent auf diesen Konten entschwunden. Diese Zahlen im Sparbuch sind aber nur die halbe Malaise, denn bei der Bedeutung dieser Sparform nagt ja auch die Inflation. Ein Euro von heute ist umgerechnet aus der D-Mark seligen Angedenkens in der Kaufkraft beileibe nicht mit der von Ende 1948 vergleichbar. Nimmt man die Sparbuchkoten mal mit dieser Kaufkraftbetrachtung, ist da inzwischen auch nicht mehr drauf als Mitte 1970, also vor über einem halben Jahrhundert. Und währenddessen sind die Deutschen gewaltig reicher geworden.
Das Sparbuch bleibt deshalb wohl nur noch was für alte Leute, die sich nicht mehr umgewöhnen wollen oder vielleicht für Kinder, die die Eltern so an Spartugenden heranführen wollen. Was voraussichtlich bald an immer weniger Filialen scheitern dürfte. Nun haben die Banken Privatkunden bei dieser Sparform auch immer als Deppen behandelt. Schauen Sie sich einfach mal die Zinsen an. Wer Geld mit bis zu drei Monaten Kündigungsfrist bei ihnen anlegt, erhielt im Januar 2025 gerade noch über Jahr 0,74 Prozent gutgeschrieben. Damit lockt man natürlich nur Leute, die über ihre Anlagen keine Minute nachdenken. So ist der Tod des Mediums, beim Einkleben von beim Lehrer erworbenen Sparmarken meine Geldanlageerfahrungen begonnen habe, wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Themenwechsel. Kurz mal en Blick auf das, was in der sinnbildlichen „Lohntüte“ für Arbeitnehmer nach dem nagenden Zahn der Inflation im Portemonnaie übrig bleibt. Inzwischen liegen da die Zahlen für das abgelaufenen Jahr 2024 endgültig vor. Und das Bild ist zwar noch nicht rückhaltlos befriedigend, hat sich aber nach dem Absturz in Corona und Ukrainekrieg deutlich aufgehellt. Nach jahrelangem Anstieg der Reallöhne (Löhne minus Inflationsrate) gingen von Anfang 2029 bis zum 1. Quartal 2023 die realen Einkommen aus Arbeit um knapp sechs Prozent zurück. Schuld waren daran relativ niedrige Tarifabschlüsse bei gleichzeitig anziehende Inflation.
Seit diesem Startquartal 2023 drehte sich diese für die Arbeitnehmer missliche Entwicklung um: die Tarifabschlüsse brachten höhere Löhne und die Inflationsrate sank. In der Folge konnten die Reallöhne wieder um 3,7 Prozent anziehen und fast zwei Drittel des vorherigen Rückgangs ausgleichen. Ginge es das ganze Jahr 2025 im Tempo des Vorjahres weiter voran, hätten die Arbeitnehmer den gesamten realen Rückgang wieder aufgeholt.
Themenwechsel. Bei der Auftragsbeständen der deutschen Industrie gibt es eine verblüffende Diskrepanz. Während die abzuarbeitenden Orders aus dem Ausland seit dem Sommer 2022 im Trend deutlich kleiner geworden sind, ist der Auftragsbestand aus dem kriselnden Deutschland auf Allzeithoch. Die Gesamtzahl zeigt den auch von anderen Indikatoren bekannten Trend: seit Herbst nicht aufregend, aber hartnäckig abwärts, wobei es zuletzt eine gewisse Stabilisierung gegeben zu haben scheint. Hier die Originalgrafik des Statistischen Bundesamtes.
(Quelle: destatis, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/03/PD25_104_421.html )
Themenwechsel. In den USA hat sich die Stimmung der Konsumenten im Februar nach Umfragen eingetrübt. Das ließ dann viele Beobachter gleich an Rezession denken, zumal auch die Aktienkurse zuletzt sanken, was in den USA weit mehr beäugt wird als bei uns. Allerdings steckt hinter der Laune der Käufer in Supermärkten und Internet ein sehr unterschiedliches Bild. Während die Anhänger von Donald Trump und seinen Republikanern stimmungsmäßig zu einiger Form aufliefen, sackte die Stimmung bei den Parteigängern der Demokraten jäh in den Keller.
Auch im Zusammenhang mit dem Einkommen ist die Laune sehr unterschiedlich. Während Niedrigverdiener eher missmutig dreinschauen, sind die Besserverdiener eigentlich noch ganz gut drauf.
(Quelle: University of Michigan, https://data.sca.isr.umich.edu/charts.php )
Interessanterweise hat sich die Laune der Underdogs nach der Trump-Wahl eher aufgehellt. Was die wohl von ihm erwarten mögen? Die Werte werden monatlich von der University of Michigan erfragt.