Liebe Leser,
jetzt liegt die Außenhandelsbilanz des Stromhandels 2024 vor. Der Saldo aus unseren Lieferungen ans Ausland und Bezügen von dort, also was wir netto aus dem Ausland für unseren Verbrauch zusätzlich zur Eigenerzeugung abnahmen, verdoppelte sich laut Bundesnetzagentur von 15,4 auf knapp 32 Terawattstunden. Anders formuliert: der deutsche Export von Elektrizität sank um 10 Prozent, der Import stieg um 23 Prozent. Können Sie bei der Bundesnetzagentur nachlesen, ist also nicht als habeckfeindlich erfunden. Auch zeigt deren Grafik, dass fast 29 Prozent dieser Stromimporte mit Kernkraft erzeugt worden waren. Den Link zur Meldung können Sie unter der nächsten Grafik nachprüfen.
(Quelle: Bundesnetzagentur, SMARD, https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/215556 )
Und woher kam dieser Atomstrom? Sie ahnen es sicherlich schon, aus Frankreich natürlich. Die Zahlen des zuständigen Fraunhofer-Instituts weichen geringfügig von den Daten der Bundesnetzagentur ab, aber beim Nachbarn links des Rheins decken sie sich völlig: im Stromhandel über die französische Grenze flossen 12,9 Terawattstunden mehr nach Deutschland als umgekehrt. Ein satter Zuwachs gegenüber den Vorjahren.
Ich biete dem Wirtschafts- und Energieminister mal eine Antwort auf den denkbaren Vorwurf „nun holen wir uns also den Atomstrom, der hier partout nicht mehr produziert werden sollte, von nebenan“. Ich würde an seiner Stelle so argumentieren: Ist doch das Normalste von der Welt, wenn nach vielen, vielen Jahren Deutschland auch mal Strom aus dem Ausland abzapft, statt es nach da zu verkaufen.
Ein möglicher Einwand von Kritikern könnte indes lauten, dass man den Atomstrom teuer dann kauft, wenn hier wenig Sonne und Wind die Stromerzeugung möglich machen und die eigenen Überschüsse billig abstößt, wenn gerade ein sonniges und windiges Überangebot herrscht. Nach einem prima Geschäft hört sich das nicht an. Ein anderer Einwand: die Versorgungssicherheit ist – solange es keine Speichermöglichkeiten für die regenerative Stromerzeugung gibt – verringert, denn im Ausland könnte ja auch mal der Strom knapp werden. In der Vergangenheit war das zum Beispiel der Fall, wenn in Frankreich die für die Kühlung der Reaktoren nötigen Flüsse wenig Wasser führten. Oder wenn viele Kraftwerke gleichzeitig wegen Überholungen abgeschaltet waren. Ich überlasse es völlig Ihnen, sich daraus eine Abwägung auszudenken.
Themenwechsel. „Dies deutet darauf hin, dass der anhaltende Inflationsdruck weiterhin hoch bleibt und das Nachfragewachstum weiter deutlich über der Fähigkeit zur Steigerung der Produktion von Waren und Dienstleistungen liegt“, jammert die Bank von Russland in ihrem monatlichen Inflationsbericht zum Dezember 2024. Kunststück, die zivilen Russen und Militärs verdienen gut, sind bei einer rekordtiefen Arbeitslosenrate von 2,3 Prozent voll beschäftigt und gleichzeitig geht ein immer höherer Teil der Produktion in den kriegsbedingt boomenden Rüstungssektor.
Schon jetzt liegt die Verteuerung von Lebensmitteln mit 11,1 Prozent noch über der Inflationsrate in der üblichen Definition als Jahresrate der Verbraucherpreise von 9,5 Prozent (blaue Linie der nächsten Grafik). Noch schneller werden mit 11,5 Prozent Dienstleistungen teurer – wer also auf den Wochenmarkt geht oder sich beim Friseur die Haare schneiden lässt, lebt dabei schon mit über 11 Prozent Inflation. Und das wird – zumindest in er absehbaren Zukunft – noch weiter aufwärts gehen, denn nimmt man die Veränderungen von Monat zu Monat und rechnet sie saisonbereinigt auf die Jahresrate hoch, wie das die russische Notenbank in der Grafik in den grünen Säulen tut, dann liegt diese Dynamik aktuell schon bei über 14 Prozent.
(Quelle: https://www.cbr.ru/analytics/dkp/dinamic/CPD_2024-12/ )
Ist ja auch klar: man kann die Produktion nicht auf dem Schlachtfeld verballern und gleichzeitig in die Schaufenster bringen. Will der eine Bereich wachsen, muss der andere schrumpeln, denn zum Beispiel zusätzliche Arbeitskräfte sind ja nicht da. Der Ausgleich geschieht über die Inflation. Waren, von denen nicht genug zur Verfügung stehen, werden halt teurer. Wer sein Einkommen entsprechend steigern kann, dem macht das nichts aus. Aber wehe dem, der das nicht schafft. Der zahlt am Ende die Verpulverung von Ressourcen, indem er seinen Bedarf einschränken muss.
Zum Schluss lesen Sie bitte mal den folgenden Text.
„Im ganzen Land haben Ideologen, die die biologische Realität des Geschlechts leugnen, zunehmend rechtliche und andere sozial zwingende Mittel eingesetzt, um Männern zu erlauben, sich als Frauen zu identifizieren und Zugang zu intimen, geschlechtsspezifischen Räumen und Aktivitäten zu erhalten, die für Frauen bestimmt sind, von Frauenhäusern bis hin zu Duschen am Arbeitsplatz für Frauen. Das ist falsch. Bemühungen, die biologische Realität des Geschlechts auszumerzen, greifen Frauen grundlegend an, indem sie ihnen ihre Würde, Sicherheit und ihr Wohlbefinden nehmen.“
Ein alter, weißer Mann hat da gesprochen. Mit dem übersetzten Text wird der Zweck der Executive-Order von Donald Trump am 20. Januar 2025 eingeleitet. Wer es im Original und ausführlich nachlesen will: der Link ist unter dem Textausschnitt zu finden – with greetings from the White House in Washington.
(Quelle: White House, https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/01/defending-women-from-gender-ideology-extremism-and-restoring-biological-truth-to-the-federal-government/ )
Natürlich will das die einschlägige Gemeinde so nicht akzeptieren. „Offenbar hat er die Begriffe „Sex“ (Geschlecht) und „Gender“ (Geschlechtsidentität) verwechselt“, halten sie gegen und definieren emsig: „Er muss daran erinnert werden, dass sich Geschlecht auf biologische und physiologische Merkmale von Männern und Frauen bezieht, wie etwa Fortpflanzungsorgane, Chromosomen und Hormone. Gender bezieht sich auf die sozial konstruierten Merkmale von Frauen und Männern.“
Und im Web wird fleißig getrommelt. Die Sängerin und Schauspielerin Ariana Grande (Jahrgang 1993) erklärt dort: „Um es ganz klar zu sagen: Queere und transsexuelle Menschen gab es schon vor Donald Trump und sie werden auch nach seinem Tod hier sein. Ob Sie wollen, dass wir existieren oder nicht, ist zweitrangig gegenüber der einfachen Tatsache, dass wir es tun. Der Sonne ist es egal, ob Sie eine Durchführungsverordnung unterzeichnen, die ihr sagt, dass sie nicht jeden Morgen aufgehen soll. Sie geht einfach weiter auf.“
(Quelle der Zitate: euronews, https://www.euronews.com/culture/2025/01/22/celebrities-react-to-donald-trumps-two-gender-policy-we-will-not-be-silent )
Ob sich Trump im Weißen Haus Gedanken über den Sonnenaufgang macht, ist mir nicht bekannt. Aber der 78-jährige im Oval Office macht Front gegen die Genderideologie. Und ich bin ehrlich gespannt, wie diese Schlacht ausgeht. Denn man darf nie vergessen: seit dem verlorenen Zweiten Weltkrieg hat Deutschland von der Nietenhose, über Coca Cola, McDonald’s und die Hippies, bis hin halt zu den Genderlehrstühlen sehr vieles nachgemacht, was zuvor in „gods own country“ ersonnen worden war. Vielleicht sind das späte Minderwertigkeitskomplexe nach dem von den „Herrenmenschen“ buchstäblich krachend verlorenen Krieg. Dreht in den USA der Wind wirklich, dann kommt er zumindest als Lüftchen vermutlich auch zu uns.
(Quelle: https://mvbz.org/genderprofessuren# )
Zu Erinnerung: an deutschen Hochschulen und Fachhochschulen existieren laut Margherita-von-Brentano-Zentrum an der Freien Universität Berlin derzeit 178 Lehrstühle für Genderforschung. Die meisten werden so nebenbei in Teilzeit betrieben.