Liebe Leser,
zunächst ein klassischer Jahresabschluss für die Aktienfreunde. 2023 brachte zur allgemeinen Verblüffung eine positive Bilanz. Allerdings längt nicht für jeden, denn Gewinne und Verluste lagen mehr als in früheren Aufschwungphasen auseinander. Bei den Aktien kleinerer Unternehmen konnte man knackig verlieren, bei einigen Börsenlieblingen erheblich verdienen. Ich zeige Ihnen heute mal eine Übersicht für die 40 Titel des Leitindex DAX. Da sind bei der Jahresperformance die Dividenden schon mit eingerechnet. Insgesamt legte er 19,7 Prozent zu, aber schauen Sie mal, wie weit die Ergebnisse dabei auseinander drifteten.
Das Spektrum reichte über 12 Monate von plus 50,6 Prozent bei Heidelberg Materials bis minus 34,8 Prozent bei Zalando. Nur 17 Aktien lagen besser als der gewichte Durchschnitt des Index. Bei 40 Aktien insgesamt hatten Sie also zu 57 Prozent den Ärger, nicht den Schnitt getroffen zu haben. Weit ärgerlicher indes, wenn Sie eine der 12 Aktien im Depot hatte – immerhin 30 Prozent des Index -, die 2023 mit Verlust aus dem Rennen gingen. Noch was für Statistikfeinschmecker. Rechnen wir mal alle Gewinne und Verluste im Index absolut zusammen, dann wurden die DAX-Fans letztes Jahr in ihren Depots um fast 219 Milliarden Euro reicher. Dazu steuerten die beiden Titel SAP (50 Milliarden Euro) und Siemens (33) zusammen allein 83 Milliarden Euro bei. Den größten Verlust verbuchten die leidgeprüften Bayeraktionäre mit 14,8 Milliarden Euro.
Themenwechsel. Volker Quaschning (Jahrgang 1969) ist in der Szene der Klimabewegten kein Nobody. „Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für unsere Welt, wie wir sie kennen“, schreibt er auf seiner Internetseite. Mangelndes Fachwissen bei regenerativen Energien kann man ihm nicht vorwerfen. Der gebürtige Frankfurter studierte Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe (TH) und promovierte an der Technischen Universität Berlin über Simulation von Photovoltaiksystemen. Schließlich habilitierte er sich über Szenarien einer klimaverträglichen Energieversorgung für Deutschland. Bereits seit zwei Jahrzehnten (2001) betreibt er ein Informationsportal zu erneuerbaren Energien und Klimaschutz. Seit 2004 lehrt und forscht Quaschning an der HTW Berlin im Fachgebiet Regenerative Energiesysteme.
(Quelle: https://www.volker-quaschning.de/index.php und: https://de.wikipedia.org/wiki/Volker_Quaschning )
Das alles schließt allerdings nicht aus, dass er zuweilen im Eifer des Gefechts um die Rettung der Welt seine Anhänger verwirrt. So zum Beispiel letzten Mittwoch, da schrieb er aufgeregt auf X, vormals twitter: „Deutschland hat sich 2023 um +2,4°C erhitzt. Das heißt: Die Luft kann im Mittel 17% mehr Wasserdampf aufnehmen und der kommt dann irgendwo zusätzlich in Form von Regen runter. Die #Klimakrise verschärft also auch #Hochwasser wie jetzt in Deutschland.“ Hier im Original, damit mir niemand oberflächliche Recherche aus möglicherweise unzuverlässigen Zweitquellen vorwerfen kann.
(Quelle: twitter 27.12.23, https://twitter.com/VQuaschning/status/1740027592785142001 )
Nun kann ich gar nicht beurteilen, wie das meteorologisch oder physikalisch genau zu bewerten ist. Aber verblüffend dann doch irgendwie, wenn nur einen Tag später der SPIEGEL berichtet: „Forschende aus der Schweiz haben einen neuen Klimarekord aufgedeckt: Die Luft in Europa war in den vergangenen 400 Jahren nie so trocken wie heute. (Fetttung von mir) Das schmälert Ernten und erhöht das Risiko für manche Naturkatastrophe.“ Auch hier wieder das Original mit Link darunter zur Nachprüfung.
(Quelle: SPIEGEL, 28.12.23, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-die-luft-in-europa-war-in-den-vergangenen-400-jahren-nie-so-trocken-wie-heute-a-d67183de-1eca-453c-8ae2-7e4731c8a927 )
Da bleibt doch für den Laien die Frage zurück: Luft nun zu feucht (17 Prozent mehr Wasserdampf) oder zu trocken? Und noch verwirrender: beides führt angeblich zu Naturkatastrophen. Da steht der SPIEGEL nicht allein. Auch zum Beispiel „Spektrum der Wissenschaft“ unkt: „Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Luft in Europa deutlich trockener geworden. Ursache ist der menschengemachte Klimawandel.“
Quaschnings These von der immer höheren Luftfeuchtigkeit durch Klimawandel entpuppt sich übrigens bei etwas Nachblättern als eher alter Hut. Schon im Oktober 2007 meldete der SPIEGEL aufgeregt: „In den letzten drei Jahrzehnten ist der Wassergehalt der Luft um zwei Prozent angestiegen. Wissenschaftler machen dafür den Klimawandel verantwortlich.“ Also doch nicht zu trocken? Verwirrend, nicht?
(Quelle: SPIEGEL, 11.10.2007, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/mehr-luftfeuchtigkeit-klimaerwaermung-macht-luft-schwueler-a-510697.html )
Ich mache das, was ich immer in solchen verwirrenden Fällen tue: ich zeige Ihnen die nackten Zahlen. Was Sie allerdings kaum schlauer machen wird. Denn wenn man die Niederschläge seit 1881 ansieht, dann könnte das Jahr 2023 zu einem der feuchtesten der Aufzeichnungen werden. Endgültige Daten fehlen noch für den Dezember, aber da kam ja nun – wie wir alle erlebt haben – Einiges runter. Das wäre dann ein Punkt für Professor Quaschning.
Aber dem ging eine ausgeprägte Trockenphase voraus, wie der über zwei Jahrzehnte fallende 10-Jahres-Durchschnitt (rote Linie) andeutet. Da können Sie sich was aussuchen. Kein Wunder bei so viel Ambivalenz wenn auch der Besorgnispegel der Bevölkerung nicht klar zu erkennen ist. Während 42 Prozent der Deutschen sich unmittelbar vor Naturkatastrophen fürchten, tun das 53 Prozent nicht.
(Quelle: CIVEY, 29.12.23, https://civey.com/umfragen/35944/sorgen-sie-sich-vor-moglichen-naturkatastrophen-in-ihrer-umgebung-z-b-hochwasser-uberschwemmungen?utm_source=b2cnewsletterl&utm_medium=email&utm_campaign=20231229_sendinblue_551 )