Liebe Leser,
selektive Wahrnehmung, aber auch Darstellung ist weit verbreitet. Mein Lieblingsbild als alter weißer Mann ist immer der Feminismus. Überall wird gerne auf die Benachteiligung der Frau in allen Lebenslagen hingewiesen. Ein beliebtes Sujet ist immer der Anteil des weiblichen Geschlechts in deutschen Aufsichtsräten (zum Beispiel im DAX knapp 35 Prozent). Das soll dann beweisen, dass eine Clique alter Knaben immer noch das Zusammenleben nach ihrem Gusto regelt oder halt manipuliert.
Mag im Einzelfall alles stimmen, hier geht es mir jetzt um einen anderen Aspekt. Mittlerweile gibt es ganze Lebensbereiche – und nicht die unwichtigsten -, in denen Frauen klar dominieren. Das wird aber in keiner Weise als Nachteil angesehen oder aber lobend erwähnt. Noch halbwegs bekannt, weil viele jüngere Kinder hatten oder noch haben: im Bereich der frühen externen Erziehung kommen Männer nur noch eher selten vor.
In der Kita ist nicht einmal jeder Zehnte ein Kerl. Aber wie (ich bin so fortschrittlich) mir die KI-Beantwortungsmaschine von Google, Bard, verrät, geht es munter so weiter. Hier Bards Antwort: „Der Anteil der Frauen an den Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen je nach Schulart variiert. An Grundschulen sind 93,1 Prozent der Lehrkräfte Frauen, an Förderschulen 86,5 Prozent und an Realschulen 75,4 Prozent. An Gymnasien ist der Frauenanteil mit 61,5 Prozent am niedrigsten.“
Mir ist das wurscht, weil mein Sohn ist 36 und außerdem ist mir auch gleich, ob da ein Mann oder eine Frau sich im Klassenzimmer dem Radau aussetzt. Und ob diese weiblichere Erziehung nun zu einer Verweichlichung der Jugend beiträgt, kann ich gar nicht beurteilen. Auch die Ärztin dominiert inzwischen das Gesundheitswesen und wird das angesichts der Studentenzahlen auch weiterhin tun, voraussichtlich nimmt das Phänomen sogar noch zu, aber davon weiter unten mehr. Behalten Sie fürs Erste im Hinterkopf: in den beiden wichtigen Lebensbereichen Erziehung und Gesundheit gibt es eine nachweisbare Dominanz der Frauen.
Ich habe mal versucht, weitere Zahlen zu diesem Thema aufzusammeln. Fangen wir mit was Naheliegendem an. Man kann doch mal in die Statistik der deutschen Hochschulen schauen, wie viele männliche und weibliche Studenten dort die Bänke der Hörsäle drücken. Denn dort dürfen sich – zumindest potentiell – die Führungskräfte oder altdeutsch Elite von morgen drängeln.
(Quelle: https://bard.google.com/ )
Schon seit nunmehr drei Jahren hören dort mehr als die Hälfte Frauen den Vorlesungen zu. Im Wintersemester 2022/23 waren es genau 51,3 Prozent. Das ist eine Winzigkeit mehr als Frauenanteil der deutschen Bevölkerung von 51,1 Prozent. Von einer feministischen gedachten Benachteiligung kann da also keine Rede mehr sein. Ich höre sie schon von ganz hinten rufen: aber nach Studienabschluss drückt ein altbackenes Gesellschaftssystem die arme Frau dann doch wieder an Kochherd und Laufstall. Das überhöre ich jetzt mal, zumal es nachweisbar immer weniger stimmen kann.
Wer mich kennt weiß, dass ich an dieser Stelle immer meine Statistikkeule einsetze. Wer die Ergebnisse für falsch hält oder die Auswahl für trickreich, der muss dann – wenn er professionell sein will – besseres Zahlenmaterial anschleppen. Was halt Mühe macht und von vielen schon deshalb unterlassen wird. Aber immer herzlich gerne dazu aufgefordert, ich lerne ja vielleicht auch noch was dazu.
Also dann nun der Frauenanteil in bestandenen Abschlussprüfungen bei einer Fächerauswahl an unseren Hochschulen. Ein Interpretationsangebot folgt gleich. Schauen Sie doch erst mal selbst in die gelbe Spalte mit der Bedeutung des schönen Geschlechts gereiht dem Frauenanteil in den einzelnen Fachgruppen.
Ganz grob gesagt dominieren die jungen Damen die sanften Fächer. Top-Bereiche sind nicht umsonst Sozialwesen und Tanzpädagogik, in denen sich von fünf erfolgreichen Prüflingen gerade noch ein „Kerl“ findet. Aber nimmt man schon etwas häufigere Prüfbereiche, dann kommt sofort die Psychologie, wo immerhin 78,4 Prozent der zukünftigen Seelenforscher weiblich sind. Bei dieser Gelegenheit: bei der Kopfzahl sind die beiden Jahre 2021 und 2022 addiert, um etwaige Zufälle zu mindern.
Auf den folgenden 10 Plätzen kommen dann mit einer Ausnahme Fachbereiche, in denen man schon ahnt, dass sich dort Frauen sammeln wie alles rund um Theater oder Medien, aber auch zahlenmäßige Schwergewichte wie Allgemeinmedizin, Betriebswirtschaft oder Juristerei. Die für mich verblüffende Ausnahme war katholischen Theologie mit einem Frauenanteil von 67,5 Prozent.
Als böser alter weißer Mann würde ich wohl sagen „halt auch so ein Schwafelbereich“. Aber ich bin ja nicht böse, sondern nur verwundert. So verwundert, dass ich mal die Frauenanteile für evangelisch und katholische Theologie bei solchen Prüfungen seit 1999 aufgemalt habe. Und da zeigt sich, die hohe Frauenquote in den Kirchen ist wirklich kein neues Phänomen.
Die Zahlen und Bezeichnungen habe ich gecheckt. Aber vielleicht gibt es einen anderen Grund für die mickrige Zahl männlicher Theologen. Es sind zwei Fachleute zum Thema unter den Lesern, vielleicht haben die eine Idee oder können die kalten Zahlen mit heißen Einblicken ergänzen.
Um noch einmal zur Tabelle zurückzukehren: im unteren Teil mit den niedrigen Frauenanteilen kommen die naturwissenschaftlichen Fächer oder harte Kost wie Maschinenbau oder Fahrzeugtechnik. Die Erkenntnis ist alt und auch irgendwie naheliegend. Vermutlich weil schon der jüngste Jüngling einen Stabilbaukasten und keine Barbie geschenkt bekommt.
Bei allen sogenannten MINT-Fächern aus Mathematik, Naturwissenschaften und Technik, die derzeit knapp 1,1 Millionen Männlein und Weiblein studieren, liegt der Frauenanteil bei 32,4 Prozent und damit weit unter dem oben genannten Uni-Durchschnitt. Die zugehörige Tabelle ist riesengroß, wenn ich sie komplett abbilden würde, müssten Sie die Zahlen unter dem Mikroskop lesen. Daher hier nur ein Ausschnitt, aber Sie können das ganze Ding mit dem Link darunter direkt beim Statistischen Bundesamt abrufen.
(Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Tabellen/studierende-mint-faechern.html )
Angesichts der Diskrepanz zwischen 51,3 Prozent Frauenanteil unter den Studenten an der Uni und 32,4 Prozent bei technisch/naturwissenschaftlichen Fächern hätte ich einen Vorschlag an die für Bildung zuständige FDP-Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (Jahrgang 1968): sie könnte sich im Kabinett für ein Verbot des Besuchs des Barbie-Films für junge Mädchen stark machen. Man könnte noch die Verteilung von Chemiebaukästen an die dann daheim sitzende Mädchenschar ins Auge fassen. Gerade diese Regierung, aber auch ihre Vorgänger greifen ja nur zu gerne zum Vorteil und natürlich nur zum Besten der Untertannen in deren Leben ein.