Liebe Leser,
Martina Merz (Jahrgang 1963) war vom Oktober 2019 bis Ende Mai 2023 Vorstandvorsitzende von thyssenkrupp. Und offenbar hat sie ihre Aufgabe dort als erfolgversprechend angesehen. Denn in diesem Zeitraum kaufte sie für gut 430.000 Euro Aktien des Stahlkonzerns. Ein sonderliches Geschäft war das bisher nicht, etwa 10 Prozent Verlust fielen gegenüber ihren zeitweise sogar ganz günstigen Einstandskursen an. Ihr Vorstandkollege Oliver Burkhard (Jahrgang 1972) war offenbar noch zuversichtlicher, denn insgesamt investierte er seit Ende 2018 fast 600.000 Euro. Da er früher und mutiger bei hohen Kursen anfing, addieren sich bei ihm Verluste von 25 Prozent. Nimmt man alle Vorstandstransaktionen seit Oktober 2018, also dem Beginn des damaligen Geschäftsjahres 2018/19 zusammen, haben diese Kenner fast zwei Millionen in die eigene Company gesteckt und alle – teils bis zur Hälfte – davon verloren. Man sieht, gute Einblicke ins Unternehmen bringen nicht unbedingt Börsenerfolge.
Was mögen diese Insider nun sehen, was viele andere nicht erblicken können?. Aber auch die so feinfühlige Börse scheint dem Unternehmen mit der Kombination aus zwei traditionsreichen Namen zwischendurch immer mal wieder Vertrauensvorschuss einzuräumen. Dabei gehören kalte Duschen dort fast schon zum Alltag. Neuestes Beispiel: nun wollen die fleißigen Beschäftigten nicht nur 8,5 Prozent mehr Lohn für ihren heißen Job am Hochofen, sondern gleichzeitig auch weniger arbeiten. Endlich soll wenigstens der Einstieg in die 32 Stunden-Woche gelingen.
(Quelle: https://www.thyssenkrupp.com/de/unternehmen/management/corporate-governance/meldepflichtige-wertpapiergeschaefte.html und: IG Metall, https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/eisen-und-stahl )
Wenn man nun ein neues Superprodukt herstellen würde, die Konjunktur robust und die Lage blendend wäre, aber bei alledem Fehlanzeige. Stahl ist bis auf einige Qualitätsunterschiede nun mal Stahl und inzwischen stellen die Chinesen 55 Prozent davon her. Da ihr großer Infrastrukturausbau langsam abebbt, werden sie in Zukunft versuchen, mehr davon auf den Weltmarkt zu kippen. Gleichzeitig verfolgen unsere Jungs in Berlin den Plan, die Stahlproduktion mit aus Solar- und Windkraft gewonnenem grünen Gas zu revolutionieren. Das kostet ein Vermögen. Gleichzeitig stehen die Abnehmer des deutschen Stahls hierzulande auch noch unter Druck.
Da kann man sich ausmalen, dass die Lage nicht gerade besser wird. Alle Pläne von thyssenkrupp, die Stahlsparte irgendwie loszuwerden, sind auf verschiedenen Gründen – unter anderem an der Gewerkschaft – gescheitert. Stattdessen hat man die ertragsstarke Aufzugssparte abgestoßen. Vielleicht temporär sogar mal ausnahmsweise im Zeitpunkt glücklich, weil damals der Bau noch boomte. Aber wie auch immer, diese Erträge fehlen jetzt. Ich bin ehrlich gespannt, wie das thyssenkrupp alles wegstecken will. Wahrscheinlich verbrät man erst mal die in Aussicht gestellten Subventionen für die Umrüstung der Hochöfen auf grüne Energie.
Themenwechsel. Was muss eigentlich passieren, dass die müden Altparteien CDU, SPD, GRÜNE und FDP das Aufkommen der Alternative für Deutschland (AfD) wirklich beunruhigend finden? An Lippenbekenntnissen fehlt es nicht, aber an kühnen Gedanken, was man denn anders machen könnte durchaus. Bei den drei Umfragen von diesem September lag die AfD im Schnitt bei 22 Prozent.
(Quelle: Wahlrecht, https://www.wahlrecht.de/umfragen/ )
Und nicht nur die Aufwärtsdynamik dabei, sondern auch ein Blick auf die Bundesländer im Osten lässt befürchten, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. In den Neuen Ländern liegt die AfD derzeit bei 28 Prozent in Brandenburg (wahrscheinlich wegen des Speckgürtels um Berlin so niedrig) bis zu horrenden 35 Prozent in Sachsen. Zählen Sie da mal die laut Meinungsforschungsinstitut Forsa fast 30 Prozent Nichtwähler und Unentschlossenen dazu. Dann zeigen inzwischen über die Hälfte der Wähler den altgedienten Politikern den Stinkefinger.
Die SPD bekam für Fragen, die die „Menschen im Lande“, wie es im politischen Berlin so schön heißt, an diesem Wochenende Anschauungsunterricht quasi vor der Haustür, jedenfalls nur ein paar Schritte vom Willy-Brandt-Haus entfernt. Zwei Familien aus Syrien und dem Libanon trugen am Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg am Freitag eine kleine Meinungsverschiedenheit aus, am Sonnabend gerieten dann die Angehörigen der Clans erneut mit bis zu 100 mit Metallstangen, Holzlatten und Pfefferspray ausgerüsteten Angehörigen aneinander.
(Quelle: TAGESSPIEGEL. 10.9.23, https://www.tagesspiegel.de/berlin/metallstangen-holzlatten-pfefferspray-erneut-massenschlagerei-zwischen-zwei-familien-in-kreuzberg-10445092.html und Googl.maps)
Wie immer man zum ungeordneten Zuzug von Ausländern stehen mag (gegen einen geordneten ist gar nichts einzuwenden), irgendwie leuchtet es ein, dass solche Ereignisse einige Mitbürger beunruhigen und Leuten in die Arme treiben, die da was zu ändern versprechen. Und auch dem gutmütigsten Freund von Multikulti in Kreuzberg muss doch einleuchten, dass es einen Unterschied zwischen arbeitswilligen und friedlichen Zuwanderern und in Massen auftretenden Schlägern gibt, die ihre Dorfmentalität gewaltsam ins Herz der deutschen Hauptstadt zu übertragen versuchen.
Die Benachteiligung auch der winzigsten Bevölkerungsgruppe führt nach Politikersprech immer gleich zur Spaltung der Gesellschaft, ein ungezügelter Zuzug wird achselzuckend akzeptiert. Selbstredend ist das nicht das einzige kontroverse Thema, aber ein diskussionswürdiges. Was spricht denn nun dagegen, klar zu definieren, wer erwünscht ist und vernünftig integriert werden kann? Und dann auch danach zu verfahren.
Können Sie mir zum Beispiel erklären, warum inzwischen fast 400.000 Afghanen hier leben? Um einem möglichen Einwand vorzubeugen, „darunter befanden sich über 4.100 ehemalige afghanische Ortskräfte, einschließlich Familienangehörige insgesamt 19.300 Personen“, gibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an. Das ist ja fair, denen Schutz vor Verfolgung zu gewähren, nachdem die westlichen Truppen aus dem Land am Hindukusch getürmt sind.
(Quelle: WELT, 8.9.23, https://www.welt.de/politik/deutschland/plus246922822/Migration-Knapp-400-000-Afghanen-in-Deutschland-Das-sind-die-Folgen.html? Und eurostat, https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/TPS00191/default/table?lang=en )
Laut einem Bericht der WELT sind unter den übrigen aber auch Afghanen, die als „Asylgrund vor der Machtübernahme der Taliban angegeben hatten, sie seien Taliban-Kämpfer oder Unterstützer, weswegen sie von der ehemaligen Regierung bedroht würden“. Auch die werden nicht zu ihren Gesinnungsgenossen zurückgeführt, sondern kassieren hierzulande Unterstützung. Insgesamt wurden seit 2013 Jahr für Jahr die meisten Asylanträge in der EU in Deutschland gestellt – letztes Jahr 25,3 Prozent im 1. Quartal 2023 schon gut 34 Prozent. Nötig wären bei einem Zuzug dieser Größenordnung wohl jährlich 700.000 neue Wohnungen, versprochen waren von der Ampel 400.000, jetzt werden dieses Jahr wohl nur 200.000 fertig. Man muss kein tumber Anhänger der „Das Boot ist voll“-These sein, um zu ahnen, dass hierin sozialer Sprengstoff steckt.
Und wie will man Kindern von „Gastarbeitern“, die ihr hier ein Leben lang geschuftet haben, um ihnen eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen, eigentlich erklären, dass da Leute kommen, die zumindest zum Teil von staatlicher Rundumversorgung zu profieren wünschen? Ihren Vätern und ihnen gegenüber war man nicht so großzügig. Die mussten sich ihr besseres Leben hier hart erarbeiten.