Liebe Leser,
mein Lieber, jetzt geht es aber los. Die Preise für gewerbliche Erzeugnisse fielen im Juli mit einer Jahresrate von sechs Prozent. Spektakulärer noch: seit dem Höchststand im September vorigen Jahres sind sie um fast 15 Prozent zurückgegangen. An der Preisbewegung seit Beginn des Ukrainekriegs war alles spektakulär, der Aufschwung der verschiedenen Preisreihen, aber auch jetzt der Um- und Abschwung. Ich habe Ihnen dafür mal ein extra langes Schaubild gebastelt, damit Sie den außergewöhnlichen Effekt darin abschätzen können.
Selbst der Strompreis an der Leipziger Energiebörse ist wieder kräftig gefallen und liegt nun sogar unter dem Niveau von Januar/Februar 2022, also vor Kriegsausbruch. Dieses unmittelbare Vorkriegsniveau überschritt den langjährigen Durchschnitt allerdings bereits um 151 Prozent.
Aber Sie können, wenn Sie mal anekdotische Preisveränderungen wie Friseur, Schnitzel- oder Seezungenpreise außen vor lassen, hinschauen wo Sie wollen, der Preisauftrieb beruhigt sich. Selbst Butter ist an der Kemptener „Süddeutschen Butter- und Käse-Börse“ seit dem Hoch von 7,70 Euro im letzten November wieder auf 4,72 Euro gefallen, also um immerhin 39 Prozent. Auch bei Milch ein klarer Umschwung.
(Quelle: https://www.butterkaeseboerse.de/ )
Langer Rede kurzer Unsinn: bei der Inflation ist der Dampf raus. Vor allem der September dürfte wegen des Sprungs in der jährlichen Vergleichsbasis eine deutlicherer Beruhigung auch in den Verbraucherpreisen anzeigen.
Themenwechsel. Ich weiß – offen gestanden – nicht mehr, wer mich das gefragt hat, aber es ging darum, was denn so eine Platz in der Kindertagesbetreuung wohl kosten würde? Zufällig kamen mir beim Durchstöbern der Datenbank des Statistischen Bundesamtes die dafür notwendigen Zahlen unter die Finger. Letzten November wurde dort aufgelistet, dass für die Kindertageseinrichtungen 2021 fast 41 Milliarden Euro ausgegeben worden waren. Man kann wohl getrost unterstellen, dass sich der Zuwachs der Kosten auch im letzten Jahr – schon inflationsbedingt – mindestens im Umfang des Vorjahres fortgesetzt hat. Dann wären das gut 43 Milliarden Euro für 2022.
Bundesweit gab es 2022 (1.3.) rund 59.300 Kindertagesstätten, 800 mehr als im Jahr zuvor. Dort arbeiten inzwischen in Betreuung und Verwaltung fast 731.000 Menschen. Auch eine der vielen Antworten, warum es überall mit dem Personal knirscht – der soziale und Gesundheitsbereich nimmt immer mehr Leutchen auf. Betreut wurden dort – ebenfalls Anfang März 2022 – gut 3,8 Millionen Kinder. Demnach würde so ein Betreuungsplatz pro Kindernase im Jahr etwa 11.300 Euro kosten.
Quelle: Kosten, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kinderhilfe-Jugendhilfe/Tabellen/ausgaben-kindertagesbetreuung-nach-laendern.html und Plätze: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kindertagesbetreuung/_inhalt.html und Zahlen: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kindertagesbetreuung/Publikationen/_publikationen-innen-kinder-taetige-personen.html und: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html )
Um die denkbare Frage gleich mit zu beantworten: 28,3 Prozent der betreuten Kinder waren Ausländer. Allerdings bedenkenswert: am 1. März 2022 konnten noch nicht allzu viele ukrainische Kinder darunter sein. Der Zuzug seither dürfte die Quote inzwischen angehoben haben. Immerhin kamen nach Angaben aus dem Ausländerzentralregister (AZR) rund 347.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre als Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland (Stand: 1. August 2023). Wenn die alle einen Platz erlangt hätten, läge die Quote inzwischen bei schätzungsweise 34 Prozent Auslandsanteil, sonst halt irgendwo zwischen 28 und 34 Prozent.