Liebe Leser,
gerade hat das Statistische Bundesamt (destatis) die Verschuldung der öffentlichen Körperschaften per Ende März veröffentlicht. Natürlich – möchte man schon sagen – ging sie wieder mal aufwärts. Nimmt man den entsprechenden Vorjahresstand als Ausgangspunkt, stieg sie um fast 88 Milliarden Euro oder um 3,8 Prozent. Eher spart halt ein Hund Knochen als ein Politiker Geld.
Da sind übrigens dann alle bilanziellen Sonderheiten mit eingerechnet, die sich Finanzminister so einfallen lassen, etwa der Wirtschaftstabilisierungsfonds-Corona, der Wirtschaftstabilisierungsfonds-Energie oder gar die Neuschöpfung Sondervermögen Bundeswehr. Besonders stark legte bei der Neuverschuldung übrigens mit 7,3 Prozent unsere „dreifaltige“ Bundesregierung in Berlin zu.
(Quelle: destatis, https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Oeffentliche-Finanzen/Schulden-Finanzvermoegen/Tabellen/liste-tabelle-zur-pressemitteilung.html#649552 )
Umso erstaunlicher, dass die Bundesländer ihre Verschuldung sogar verringerten, immerhin um fast 33 Milliarden Euro oder 5,1 Prozent. Selbst mein nicht gerade sparsames Heimat-Land Nordrhein-Westfalen mit seinen gut 10.100 Euro Schulden pro Einwohner senkte die Schuldenlast um über vier Milliarden Euro. Selbst das von allen Flächenbundesstaaten mit über 14.000 Euro pro Kopf am höchsten verschuldete Saarland konnte nach diesen Zahlen um 5,6 Prozent abbauen.
Ich habe Ihnen mal die ganzen Bundesländer nach Prokopfverschuldung zum 31. März 2023 und ein Jahr zuvor aufgedröselt. Beim Neuschuldenmachen ganz weit vorne, wenn man die Pro-Kopf-Zahlen nimmt: Sachsen. Allerdings können die Leutchen mit dem lustigen Zungenschlag Solidität im Hinblick auf die absolute Verschuldung vorweisen. Im Schnitt steht der Sachse rechnerisch nur mit knapp 1.500 Euro in der staatlichen Kreide, das ist nicht einmal ein Viertel des Länderdurschnitts von fast 7.200 Euro. Da sind andere Kandidaten, die ihre Schuldenlast ausbauten – wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Schleswig-Holstein – aber von anderem Kaliber, das Trio liegt bereits über dem Durchschnitt (orangen unterlegt).
(Quelle: destatis, https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Oeffentliche-Finanzen/Schulden-Finanzvermoegen/Tabellen/liste-tabelle-zur-pressemitteilung.html#649552 )
Beim Schuldenabbau (unten in der Tabelle) liegen zwei traditionell solide Kandidaten vorne: Baden-Württemberg und Bayern. Das Südland von Markus Söder baute seine Schulden nicht nur um ein Fünftel ab, sondern liegt auch mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von nur 1.183 Euro an der Spitze der Soliditätsskala. Ein bisschen ein Rätsel: Bremen. Der Zwergstaat an der Weser hat nach den destatis-Zahlen fast ein Viertel weniger Schulden als vor Jahresfrist.
So auf Anhieb habe ich den Grund in der dortigen Lokalpresse nicht finden können. Erscheint mir sehr merkwürdig, dass da sieben Milliarden Schulden entschwunden sein sollen. Vielleicht irgendein Buchungstrick mit Sondervermögen & Co. Oder aber die Statistiker haben sich schlicht beim vorjährigen Vergleichswert vertan.
(Quelle: destatis, https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=2&levelid=1687943649056&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=713110004&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf#abreadcrumb )
An mir liegt es als Fehlerquelle ausnahmsweise mal nicht, ich habe die Daten bei destatis noch einmal zur Kontrolle abgerufen. Die kommen pro Kopf zu geringfügig anderen Daten als meine Tabelle, vermutlich weil sie eine andere Einwohnerzahl verwendet haben. Aber auch da lag der Vorjahreswert des Statistischen Bundesamtes signifikant höher als jetzt. Rätselhaft, aber eigentlich nur eine Randnotiz, ich halte dieses Bundesland in der Eigenständigkeit für genauso sinnlos wie das zwergige Saarland.
Themenwechsel. Angesichts der weltweiten Zukunftsbegeisterung fürs E-Auto ein wichtiger Rohstoff: Lithium für die Batterien. Hier mal die aktuelle Aufteilung der Minenproduktion nach Lithium-Gehalt. Schon 2012 hat Australien das lange Zeit an erster Stelle genannte Chile dabei übertreffen können. Heute liefert der „Fünfte Kontinent“ die Hälfte mehr als die Südamerikaner und brachte es letztes Jahr auf einen Weltmarktanteil von stolzen 46,6 Prozent.
(Quelle: USGS, https://www.usgs.gov/centers/national-minerals-information-center/lithium-statistics-and-information )
Laut des staatlichen US-Amtes „National Minerals Information Center“ hat Chile allerdings die höchsten bekannten Reserven. Mit 36 Prozent der Vorkommen übertrifft es dabei den größten Produzenten Australien mit seinen 24 Prozent. Diese Quelle nennt auch gut drei Millionen Tonnen deutsche Vorkommen. Aber die werden in unserem natur- und umweltgeschützten Land natürlich nie gefördert werden.
Da kauft man lieber irgendwo ein, je weiter weg desto besser, damit hier niemand die bösen Minen anschauen muss. Auch so eine Doppelmoral: man fährt umweltbewusst im Elektroauto – vorzugsweise ein SUV wegen der schweren Batterien – und deren Umweltschäden sollen doch irgendwo weit hinter dem Horizont entstehen. So was wie im Bild in Chile ist hierzulande undenkbar.