Liebe Leser,
dafür, was den Deutschen mit Ukrainekrieg, Inflation, Konjunktursorgen und Klimahysterie so um die Ohren geschlagen wird, hat sich ihre Stimmung seit dem Katastrophentief im September/Oktober vorigen Jahres eigentlich recht positiv aufgehellt. Ich habe Ihnen mal die monatlichen Erhebungen der Brüsseler EU-Kommission und des größten Marktforschungsinstituts der Republik, der Nürnberger GfK (früher: Gesellschaft für Konsumforschung, Mitbegründer: Wirtschaftswundervater Ludwig Erhard ), in einer Grafik seit dem letzten Normaljahr 2019 zusammengefasst.
Schon eine flüchtige Erinnerung an Corona mit Ladenschließungen und „Maskenball“ (erste große Delle im Bild 2020) sowie Inflationsschub nach Ukraineüberfall (zweite noch dickere Delle 2022) lässt ahnen, was da los gewesen ist. Jetzt könnte sich die Lage langsam beruhigen, denn die Inflation geht wieder zurück und satte Lohnanhebungen gleichen die Lücken in den Portemonnaies der Konsumenten langsam wieder aus. Auch die Lieferketten haben sich stabilisiert (siehe Mail von gestern), so dass man das Zeug auch öfter wieder kriegt, was man haben will. Zwar ist die Konjunktur noch mau, aber der Arbeitsmarkt verblüffend stabil.
In den nächsten Wochen sind die Menschen im Sommerurlaub, da wird sich in den Geschäften nicht viel tun. Aber im Herbst könnte es für eine moderate Besserung an den Ladenkassen reichen. „Schau’n mer mal“, hätte der inzwischen ziemlich vergessene Fußballkaiser Franz Beckenbauer (Jahrgang 1945) in seinen guten Zeiten gesagt.
Themenwechsel zum Stichwort „Klimahysterie“. Wenn Sie einen Blick in die folgende Tabelle geworfen haben, die nach dem Anteil der weltweit zur Stromerzeugung verwendeten Energiequellen gereiht ist (gelb unterlegte Spalte rechts), dann können Sie mir vielleicht die Frage beantworten, warum ausgerechnet in dem Land, das einen besonders hohen Anteil an regenerativen Energiequellen hat, der größte Bohei (umgangssprachlich für Aufhebens) um die Dringlichkeit der Energiewende gemacht wird? Klimakleber, Wärmepumpen und so.
Auch der Anteil der fossilen Energieträger (Kohle, Gas und Öl) liegt bei uns im Weltmaßstab mit knapp 46 Prozent vergleichsweise niedrig und könnte zudem noch kleiner sein, wenn wir nicht aus anderen Gründen auf die weltweit mit gut neun Prozent Anteil vertretene Atomenergie schrittweise verzichtet hätten. Aber das ist eine andere und hierzulande abgeschlossene Geschichte. Nur mal so nebenbei: in China liegt der Anteil der Fossilen an der Stromerzeugung bei über 64 Prozent , also noch einmal ein paar Prozentpunkte höher als im Weltmaßstab.
Auch nebenbei: der Anteil Deutschland an der Welt-Stromproduktion sinkt seit Jahrzehnten kräftig ab. Lag er Mitte der 1980-er Jahre noch bei über fünf Prozent, sind es jetzt nur noch zwei Prozent (siehe Grafik). Das ist auch fast der Anteil der Deutschen an der globalen CO2-„Produktion“ (1,8 Prozent). Hilft aber alles nichts, hierzulande halten sich auf der Straße klebende Aktivisten allen Ernstes für die „letzte Generation“.
Ich frage mich manchmal, ob diese ganzen Experten und Aufgeregten eigentlich die Größenverhältnisse kennen, mit denen man im Klimazusammenhang rechnen muss. Die scheinen zu glauben, dass Europa der Nabel der Welt ist. Siehe Grafik: das ist es auch beim Klima längst nicht mehr. Und auch hier gilt, was ich schon oben bei Deutschland angesprochen habe: die Europäer senken ihren CO2-Ausstoß nunmehr seit drei Jahrzehnten trotz Wirtschaftswachstums – eigentlich doch ein schöner Erfolg. Aber sie sind am meisten verängstigt. Jedenfalls wenn man der Bürokratie in Brüssel Glauben schenkt.
Also hoffen wir mal, dass diese mentalen Übertreibungen genauso nachlassen wie andere vorher. Dann würde es wohl auch mit dem Konsumklima wieder klappen. „Schau’n mer mal“.